Polyphenole: Wirkungen und Nebenwirkungen

Polyphenole können einen wichtigen Beitrag bei der Bekämpfung von chronischen Krankheiten leisten. Es konnten positive Effekte bei der Bekämpfung von Zivilisationskrankheiten wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs nachgewiesen werden. Phytonährstoffe sind nicht nur in Tee, sondern auch in vielen anderen pflanzlichen Nahrungsmitteln (u.a. Äpfel, Beeren, Kakao) enthalten. Darüber hinaus können Polyphenole auch noch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln konsumiert werden. Ob das sinnvoll ist und was Phytochemikalien noch so alles können oder sogar schädlich sind, das erfahren Sie in diesem Artikel.

Chemische Struktur des Polyphenols  Ellagsäure
Die chemische Struktur des Polyphenols “Ellagsäure” | © Yikrazuul, Public domain, via Wikimedia Commons

Was sind Polyphenole?

Polyphenole sind Mikronährstoffe, welche in vielen pflanzlichen Lebensmitteln (Tee, Nelken, Beeren uvm.) enthalten sind. Genauer gesagt sind es chemische Verbindungen mit mehreren aromatischen Phenolringen aus der Stoffgruppe der Phenole, welche wiederum eine Untergruppe der sekundären Pflanzenstoffe darstellt. Aufgrund ihres Antioxidantien-Reichtums werden ihnen potenziell gesundheitliche Vorteile nachgesagt. Man geht davon aus, dass Polyphenole bspw. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsproblemen, neurodegenerativen Erkrankungen oder auch beim Abnehmen symptomlindernd bzw. unterstützend wirken können.

Polyphenole können in Form von natürlichen Lebensmittel konsumiert werden, aber auch als Nahrungsergänzungsmittel (Kapseln, Pulver). Ob ein Polyphenole-Nahrungsergänzungsmittel den gleichen Effekte wie das Trinken von Tee oder das Essen von dunkler Schokolade erzielt, darf bezweifelt werden. Auch ist die mögliche Wirkung sowie Nebenwirkung solcher Nahrungsergänzungsmittel bei längerfristigem und überdosiertem Konsum noch nicht gänzlich erforscht worden. Halten Sie sich daher an die Verzehrempfehlung des jeweiligen Produktes.

Nur weil ein Lebensmittel sehr viel Polyphenole enthält, heißt das nicht zwangsläufig, dass auch mehr vom Körper aufgenommen wird. Die Aufnahme von Polyphenolen wird durch folgende Faktoren beeinflusst:

  • Menge
  • Absorption im Darm
  • Stoffwechsel
  • Bioverfügbarkeit des Polyphenols
  • An- und Abwesenheit bestimmter Begleit-Nährstoffe

Phenole: eine Untergruppe der sekundären Pflanzenstoffe

Unter dem Oberbegriff “sekundäre Pflanzenstoffe” versteht man eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die nicht lebensnotwendig für die Pflanzen sind. Sie dienen “lediglich” zur Abwehr von Fressfeinden und zum fortpflanzungs-notwendigen Anlocken von Insekten. Die Sekundärmetaboliten unterteilen sich in vier Untergruppen:

  • Phenolische Verbindungen/Phenole: einfache Phenole, Polyphenole, Xanthone, Phenylpropanoide, Stilbene und ihre Glykoside
  • Isoprenoide Verbindungen: Terpene, Steroide und ihre Glykoside; Carotinoide, Speicherlipide
  • Alkaloide: wie z. B. Koffein und Nicotin
  • Aminosäuren (Alliin oder Canavanin)

Polyphenole (Tannine, Gerbstoffe)

Polyphenole, veraltet auch Gerbstoffe oder Tannine genannt, sind also der Gruppe der Phenole zugehörig. Erkennbar und erfahrbar machen sie sich vor allem durch die charakteristische Einfärbung des Tees und durch das bitter schmeckende und pelziges Mundgefühl (Adstringenz) bei Kontakt zur Mundschleimhaut, welche im Zuge einer Eiweiß-Gerbstoff-Reaktion erfolgt.

Polyphenole sind mit einer nachgewiesenen Existenz von mehr als 8.000 Phenolstrukturen im Reich der Pflanzen sehr weit verbreitet. Darunter haben die Flavonoide einen Anteil von über 4.000 Derivaten. Zusammengefasst gibt es vier große Gruppen an Polyphenolen:

  • Flavonoide: etwa 60 % aller Polyphenole
    • dunkle Schokolade, Äpfel, Zwiebeln, Tee
  • Phenolsäuren: etwa 30 % aller Polyphenole
  • Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Samen
    • Bsp.: Lignane und Stilbene
  • Polyphenolamide
    • Avenanthramide (Hafer)
    • Capsaicinoide (Chillischoten)
Polyphenolklassen, Verbindungen und Gehalt in gängigen Lebensmitteln
Polyphenol-
Klasse
Polyphenol-
Unterklasse
Beispiel
Verbindungen
Nahrungsquellen (mg / Portion)
<25 25-50 50-100 >100
Flavonoide Flavonole Kaempferol,
Myricetin,
Quercetin
Schwarzer Tee (22) Spinat (36) Kapern (56)  
    Walnüsse (19) Pflaumen (31)    
      Schwarze Bohnen (10) Zwiebeln (29)    
      Dunkle Schokolade (7) Blaubeeren
(29)
   
      Rotwein  (6)      
      Mandeln (1)      
      Weißwein  (1)      
  Flavanone Naringenin,
Hesperetin
Rotwein  (1)   Grapefruit (67)  
          Orange (63)  
  Flavan-3-ole Catechin,
Epigallocatechin
Gallat,
Procyanidin
Traubensaft  (5) Rotwein (41) Dunkle Schokolade (60) Schwarzer Tee (176)
    Pflaumen (4) Kakao (28)   Grüner Tee (171)
      Weißwein  (2)      
      Mandeln (1)      
      Blaubeere (1)      
  Flavone Apigenin,
Luteolin
Oregano (1)      
  Anthocyane Anthocyanidin,
Anthocyanin
Rotwein (20) Schwarze Bohnen (35) Blaubeeren (99)  
        Pflaumen (32)    
  Isoflavone Diadzein,
Genistein
  Tofu (35)    
Lignane Lignane Lariciresinol,
Secoisolariciresinol
    Leinsamen (61) Sesamöl
(217)
Phenolsäuren Hydroxybenzoesäure;
Hydroxyzimtsäuren
Ellagsäure,
Vanillinsäure, Kaffeesäure, Ferulasäure
Traubensaft  (15) Leinsamen (47) Pflaumen (59) Kaffee(509)
  Rotwein (15) Schwarzer Tee (45)   Walnüsse (127)
      Rosmarin (12) Grüne
Oliven (38)
  Blaubeeren (101)
      Grapefruit (10) Schwarze Bohnen (32)    
      Dunkle Schokolade (7)      
      Weißwein (5)      
      Kakao (2)      
      Oregano (2)      
      Haferflocken (1)      
Stilbene Stilbene Resveratrol,
Resveratrol
3-O-
glycosid
Rotwein (3)      
    Weißwein (1)      
Andere Polyphenole Tyrosol,
Kurkuminoide
Hydroxytyrosol,
Curcumin
Olivenöl (8)   Grüne Oliven (59)  
      Kaffee (6)   Kurkuma (54)  
      Rotwein (4)      
      Weißwein (1)      
Quelle: Diese Tabelle ist nicht umfassend und behandelt nur einige Beispiele

Flavonoide

Die Polyphenol-Untergruppe der Flavonoide ist mit über 4.000 Strukturen die größte.

  • Flavonoide: etwa 60 % aller Polyphenole
    • Flavonole (Tee, Äpfel, Zwiebeln)
      • Kaempferol, Rutin, Quercetin, Isorhamnetin, Myricetin
    • Flavone
      • Apigenin, Luteolin, Morin
    • Flavanole (Tee, Kakao, Saubohnen, Äpfel)
      • Catechin, Epicatechin, Gallocatechin, Epigallocatechingallat, Thearubigin, Theaflavin
    • Flavanone (Hesperidin in Zitrusfrüchten)
      • Eriodictyol, Hesperatin, Naringenin
    • Flavanonole
      • Taxifolin
    • Isoflavonoide
      • Daidzein, Genistein
    • Anthocyanidine/Anthocyane (Beeren)
      • Cyanidin, Delphinidin, Malvidin, Pelargonidin, Peonidin, Petunidin
    • (Oligomere) Proanthocyanidine
      • Vorstufe der Anthocyane

Grüner Tee Polyphenole: Vor allem Catechine

Grüner Tee wird aus den frisch gepflückten Blättern der Camellia sinensis hergestellt. Unverzüglich nach der Ernte werden die Teeblätter mit großer Hitze gedämpft, sodass keine Fermentation verursacht wird.

Der nun trockene grüne Tee enthält diverse Tee-Polyphenole, wie z.B. Flavanole, Flavandiole, Flavonoide und Phenolsäuren. Es sind vor allem die Catechine/Katechine, die einen Anteil von rund 30 – 42 % des Trockengewichts der Feststoffe in aufgebrühtem grünen Tee ausmachen. Flüssige oder pulverförmige Produkte, die aus grünem Tee Extrakt hergestellt worden sind, haben sogar einen Polyphenol-Anteil zwischen 45 – 90 %. Katechine können nämlich bei der Zubereitung aus frischen Teeblättern nicht vollständig extrahiert werden. Es existieren vier verschiedene Catechin-Arten:

  • Epicatechin (EC)
  • Epigallocatechin (EGC)
  • Epicatechin-3-Gallat (ECG)
  • Epigallocatechingallat (EGCG)

Von allen Catechinen im Tee, ist EGCG mit einem Anteil von etwa 50 – 80 % das “Hauptcatechin”. Es ist aber vor allem das Epigallocatechin-3-Gallat, welches am stärksten antikarzinogen wirken kann. Der Gehalt an Catechinen schwankt jedoch und wird von mehreren Faktoren beeinflusst: Sorten-Unterschiede, Wachstumsbedingungen, Herkunft, Alter der Blätter.

Catechine sind nicht nur in Tee enthalten, sondern bspw. Auch in Kakao. Die sich daraus ergebenden gesundheitlichen Vorteile eines geringeren Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko sind jedoch die gleichen.

Schwarzer Tee Polyphenole

Schwarzer Tee wird gerne als Sommertee genossen und die Fermentation ist hier, anders als bei grünem Tee, gewollt. Hier werden die Teeblätter gerollt, sodass die Zellwände aufbrechen und die Zellsäfte während eines natürlichen Gärungsprozesses an der Luft oxidieren. Etwa 75 % der enthaltenen Catechine unterziehen sich aufgrund der Oxidation und teilweiser Polymerisation einer enzymatischen Umwandlung. Die letztendliche Zusammensetzung der schwarzer Tee Polyphenole schwankt und ist abhängig vom Herstellungsprozess. Im Durchschnitt bestehen die festen Extrakte im Schwarzteegetränk aus:

  • Catechine (10 – 12 %)
  • Theaflavine (3 – 6 %)
  • Thearubigine (12 – 18 %)
  • Flavonole (6–8%)
  • Phenolsäuren (10) –12%)

Im schwarzen Tee ist es vor allem das Theaflavin-3,3′-digallat, welches relativ großes Antikarzinogen-Potenzial besitzt.

Polyphenole: Wirkung auf unsere Gesundheit

Polyphenole sind zwar keine lebensnotwendigen Stoffe, dennoch haben Sie eine beachtliche Wirkung auf unsere Gesundheit. Sie schützen vor chronischen Krankheiten wie z.B. Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen uvm. Man muss jedoch dazu sagen, dass viele Polyphenol-Studien nicht am Menschen, sondern an Tieren oder sogar im Reagenzglas durchgeführt worden sind. Die attestierte antioxidative Wirkungskraft außerhalb des menschlichen Körpers lässt sich möglicherweise nicht mit der intrakorporalen (innerhalb des Körpers) vergleichen, da sich die Stoffe nach der Einnahme verändern.

Zellenschutz: antioxidativ und entzündungshemmend

Die antioxidative Wirkung der Polyphenole schützt unsere Zellen, da sie freie Radikale neutralisieren können. Eine Übermaß an freien Radikalen (Zigarettenrauch, Medikamente, Strahlung, Umweltverschmutzung) setzt unseren Körper unter oxidativen Stress. Dieser Stress ist maßgeblich an der Entwicklung chronischer und degenerativer Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen, Arthritis, Alterung, Krebs, Alzheimer uvm.) beteiligt. Überdies wirken Polyphenole entzündungshemmend und bewahren uns somit vor einer Vielzahl an Krankheiten. Entzündungen sind an einer Vielzahl von Krankheiten beteiligt, möglicherweise sogar bei allen. Die antiinflammatorisch Wirkung von Polyphenolen hat man auch in dieser Studie festgestellt.

Senkung des Blutzuckerspiegels und Typ-2-Diabetes Erkrankung-Risikos

Aus Tierstudien ist bekannt, dass Polyphenole den Blutzuckerspiegel senken können. Ein niedriger Blutzuckerspiegel hilft bei der Risikoverminderung an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Nahrungspolyphenole können u.a. die Insulinsekretion stimulieren, die Glukoseabgabe in der Leber reduzieren und die Glukoseaaufnahme im Darm hemmen. Vor allem Cassia-Zimt und Beeren stehen verstärkt im Fokus der Wissenschaft bei der Bekämpfung von Diabetes. In einer weiteren Studie an polnischen Erwachsenen konnte man ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Polyphenol-Konsum und dem Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken feststellen. Die Personen, die viele Polyphenole über die Nahrung konsumiert hatten, erkrankten seltener an Diabetes. Die konsumierten Polyphenole kamen vor allem aus Tee und Kaffee, Obst und Gemüse (Äpfel, Erdbeeren, Bohnen, schwarze Johannisbeeren, Orangen) sowie Samen und auch Rotwein.

Polyphenole sind auch im Brennnesseltee wiederzufinden, welcher ebenfalls blutzuckersenkend wirkt und beim Abnehmen unterstützen kann. Er kann jedoch noch viel mehr! Informieren Sie sich hier weiter über die Brennnesseltee Wirkung.

Hemmung der Blutgerinnung und mögliche Verhinderung von Blutgerinnseln

Die Entstehung von Blutgerinnseln kann durch die Aufnahme von Polyphenolen verhindert werden. Der Prozess der Thrombozytenaggregation bzw. das Entstehen eines Blutgerinnsels ist auf die Verklumpung zirkulierende Blutplättchen zurückzuführen. Dies ist ein durchaus natürlicher Vorgang, um starke Blutungen zu stoppen und um Keimen das Eindringen in die Wunde zu verwehren. Verstopft ein Blutgefäß, dann kann dies jedoch gefährlich werden: Schlaganfall, Thrombose oder Lungenembolie können die Folge sein.

Natürliche Antioxidantien, wie z.B. die Polyphenole, haben gerinnungshemmende Eigenschaften. Sie werden als potenzielle Antikoagulanzien (Wirkstoffe, die die Blutgerinnung hemmen) “gehandelt”.

In einer anderen Studien wurden Polyphenole auf ihr thrombinhemmendes Potenzial hin untersucht. Thrombin ist ein Enzym, welches maßgeblich an der Blutgerinnung beteiligt ist. Von allen untersuchten Polyphenol-Verbindungen, konnten nur folgende sechs die Hemmung des blutgerinnungsfördernden Thrombins verursachen: Cyanidin, Quercetin, Silybin, Cyanin, (+) – Catechin und (-) – Epicatechin. Besonders stark war die Wechselwirkung bei Cyanidin und Quercetin. Dieses Ergebnis konnte in dieser Studie

Geringeres Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Es gibt Hinweise darauf, dass der Konsum bestimmter Polyphenole (insbesondere Flavonoide), das Risiko eine Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden verringern kann. Dies ist nicht nur auf die antioxidativen Eigenschaften der Polyphenole zurückzuführen, sondern auch auf deren immunmodulatorischen und vasodilatatorischen (Erweiterung der Blutgefäße) Aktivitäten zurückzuführen. Weitere Forschung ist jedoch nötig, um abschließende Empfehlungen geben zu können.

Auch an anderer Stelle fasst man zusammen, dass in vergangenen epidemiologische und humanen Studien positive Erfahrungen mit der Aufnahme bestimmter Polyphenole und der Verringerung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gemacht worden sind. Den Alkoholkonsum nicht gutheißend, soo jedoch “eine ausreichende Aufnahme von Rotwein”, dass Risiko um 32 % senken. Auch Kakao und Soja wirken sich diesbezüglich positiv aus. Bezugnehmend auf eine Metastudie, kann die Inzidenzrate eines Myokardinfarkt-Risiko (Herzinfarkt) um etwa 11 % gesenkt werden, sofern drei Tassen Tee (insg. 711 ml) pro Tag getrunken werden. Gleichzeitig wird dort jedoch auch auf geografische Unterschiede hingewiesen: Während das Risiko koronarer Herkrankheiten in Kontinental-Europa mit zunehmenden Teekonsum abnahm, stieg es im Vereinigten Königreich und erhöhte das Schlaganfall-Risiko in Australien.

Schutz vor Krebs

Bei einer Krebs-Erkrankungen mutieren körpereigene Zellen zu bösartigen Krebszellen (maligne Zellen), welche gesundes Gewebe zerstören. Der Krebs verbreitet sich im Körper, er streut auch in andere Gewebe. Diese Absiedlung nennt man auch Metastasen.

Das Risiko für bestimmte Krebsarten kann mittels einer gesunden Ernährung, welche viel Gemüse und Obst enthält, gesenkt werden. Genauer gesagt sind es die darin enthaltenen Polyphenole, die protektiv aber auch akut therapeutisch gegen Krebs eingesetzt werden können.

Eine Ernährung, die reich an Gemüse und Obst ist, kann das Risiko bestimmter Krebsarten senken. Zwar sind die Ergebnisse teilweise inkonsistenz, dennoch kommt ein Großteil der Studien zu dem Fazit, dass natürliche Polyphenole (Bsp. Anthocyane, Kurkumin, EGCG, Resveratrol) antikarzinogen wirken können. Man muss jedoch zwischen den verschiedenen Krebsarten differenzieren. Vorsicht: die Polyphenole Daidzein und Genistein stehen allerdings im Verdacht, sich negativ bei hormonell bedingtem Krebs auszuwirken. Der wissenschaftliche Wunsch nach weiteren Studien an den potenziell antikarzinogen wirkenden Polyphenolen ist groß.

Eine Vielzahl der Antikrebs-Studien von Polyphenolen wurde an einzelnen Verbindungen getestet. Man stellte jedoch fest, dass es Synergie-Effekte hinsichtlich der Krebsbekämpfung bei der Kombination mehrerer Polyphenolen plus Vitamine, Aminosäuren und anderen Mikronährstoffen gibt:

  • Quercetin, Curcumin, grüner Tee, Kreuzblütler und Resveratrol
    • signifikante Hemmung des Plattenepithelkarzinom-Wachstums der Fanconi-Anämie an Kopf und Hals
  • Quercetin, Grüntee-Extrakt, Vitamin C, Aminosäuren und weitere Mikronährstoffe
    • signifikante Unterdrückung des Tumorwachstums des Ovarialkarzinoms ES-2 Xenograft (Eierstockkrebs), Lungenmetastasierung

Dies soll keineswegs als Alternative zu einer (meist nebenwirkungsreichen) Chemotherapie und Bestrahlung verstanden werden! Zwar besitzen die Polyphenole großes Potenzial bzgl. der Krebshebehandlung (relativ sicher, umfassendere therapeutische Wirkungen als einzelne Medikamente), jedoch ist weitere Forschung an Polyphenolen von Nöten.

Für alle “Veggie-Fans”: In einer umfassenden Metaanalyse (86 Querschnittsstudien und 10 Kohortenstudien) attestierte man der vegetarischen (-8 %) und veganen (-15 %) Ernährungsweise ein geringeres Krebs-Risiko. Diese Ernährungs ist bekanntlich reich an Obst und Gemüse, welches wiederrum reich an Polyphenolen ist.

Förderung der Gehirnfunktionen

Nahrungsmittel, die Polyphenole enthalten, können die Gehirnleistung verbessern. Vor allem die Flavanole von Kakao können die neurolnalen Funktionen sowie die kognitive Leistung fördern. In einer weiteren Studien an Erwachsenen konnte die kognitive Leistungssteigerung durch Kakao-Flavonolen bestätigt werden. Dass flavonol-reicher Kakao die zerebralen (das Gehirn betreffend) Blutflussgeschwindigkeit verbessern kann, wurde hier bestätigt. Der regelmäßig Konsum von Kakao könnte sich positiv hinsichtlich eines Schlaganfalls oder Demenz auswirken.

Eine positive Beeinflussung der neuronalen Signalübertragung wird auch den Polyphenol-Verbindungen des Concord (eine Rebsorte)-Traubensafts zugeschrieben. Eine Studie an älteren Menschen mit Gedächtnisverlust in einem frühen Stadium kommt zu dem Ergebnis, dass der Concord-Traubensaft die kognitiven Funktionen verbessern konnte.

Flavonoid-reicher Pflanzenextrakt aus Gingko Biloba scheint ebenfalls das Gedächtnis, die Konzentration und Lernfähgikeit positiv zu beeinflussen. Das Kurzzeitgedächtnis und die Gehirnaktivität konnte durch Ginkgo sowohl bei Tieren als auch bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen verbessern. Die Untersuchungen an Polyphenolen zeigen, dass deren regelmäßiger Konsum sich positiv auf die neurokognitiven Funktionen, trotz des natürlichen Alterungsprozesses, auswirken können.

Verbesserung der Verdauung

Unser Darm wird durch unzählige Bakterien beheimatet. Die guten üben wichtige Immun- und Stoffwechselfunktionen aus, die bösen machen uns krank. Polyphenole bzw. Phytochemikalien und deren Stoffwechselprodukte können das Wachstum der nützlichen Darmbatkerien fördern und gleichzeitig pathogene (krankmachende) Bakterien hemmen, so diese Studie.

Die Wirkung von Fencheltee wird seit jeher bei Erkrankungen und “Wehwehchen” des Magen-Darm-Trakts (von Blähungen bis Durchfall) geschätzt. Grund hierfür sind die darin enthaltenen Polyphenolen und ätherischen Öle. In geringer Dosis können auch Baby-Koliken durch Fencheltee gelindert werden.

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die das Gleichgewicht zwischen guten und bösen Bakterien im Darm aufrechterhalten bzw. wieder herstellen können und in Wechselwirkung mit Polyphenolen stehen. Polyphenole können Probiotika dabei helfen zu überleben. Diesbezüglich ist jedoch noch weitere Forschung nötig.

Polyphenole wirken bioaktiv, nachdem Sie von unseren Verdauungsenzymen und dem Mikrobiota-Metabolismus diverse Darmtransformationen absolviert haben. Auf dem anschließenden Weg zur Leber und anderen Organen können die Nahrungspolyphenole antiparasitär, antibakteriell und antiviral wirken.

Folgende fünf Polyphenole können pathogene Bakterien wie E.Coli und Salmonellen hemmen und gleichzeitig probiotische Laktobazillen fördern: Catechin und Gallussäure, Vanillinsäure, Ferulasäure und Protocatechinsäure. Diese Phenolverbindungen kommen in Früchten vor, insbesondere in der Mango.

Aber auch Tee-Polyphenole können krankmachende Bakterien wie z.B. Clostridium perfringens, Clostridium difficile und Bacteroides spp hemmen, indem sie als metabolisches Präbiotika wirken. Nahrungspolyphenole werden nämlich nicht vollständig im Magen-Darm-Trakt absorbiert, sodass sich Metaboliten ansammen können und physiologisch wirken können.

Grüner Tee konnte gute Ergebnisse bei entzündlichen Darmerkrankungen von Ratten erzielen. Der polyphenol-reicher Extrakt aus Blättern des grünen Tees konnte u.a. den Spiegel von Spiegel von Kolonentzündungen und Tumornekrosefaktoren senken und den Gehalt von Hämoxygenase-1, ein Enzym das vor oxidativem Stress schützt, erhöhen. Polyphenole aus grünem Tee können u.a. einer entzündeten Magen-Darm-Schleimhaut helfen und Durchfall-Symptome verbessern. Als wirksam bei nicht entzündlichen akutem Durchfall stellte sich auch ein Polyphenol-Extrakt aus Äpfeln heraus. Auch polyphenolhaltiges Johannisbrotkernpulver hilft bei Durchfall.

Nebenwirkungen von Polyphenolen

Im Allgemeinen sind Polyphenole relativ sicher, doch können sie unter Umständen einige Nebenwirkungen mit sich bringen. In dieser Studie wurden folgende Nachteile angeführt:

  • Hemmung der Eisenaufnahme
  • bestimmte Polyphenole können genotoxisch wirken
  • Störung der Biosynthese von Schilddrüsenhormonen
  • schädliche aber auch vorteilhafte Wirkung von Isoflavonen
  • Verstärkung der Wirkung pharmazeutischer Wirkstoffe

Die Bioverfügbarkeit von Arzneimitteln kann durch Polyphenole allerdings nicht nur verstärkt, sondern auch gehemmt werden. Wenn Sie medikamentös eingestellt sind, fragen Sie im besten Fall Ihren Arzt, sofern Sie vorhaben verstärkt Polyphenole zu konsumieren. Weiter können sie den Transport von Folsäure und Thiamin (Vitamin B1) einschränken und auch das eisen-hemmende Potenzial wird nochmals angeführt. Dezidierter wird auf die Isoflavone eingegangen. Diese können:

  • die Pubertätsentwicklung und langfristige Wachstum von Kindern beeinflussen, welche im Säuglingsalter mit Soja gefüttert worden sind.
  • Möglicherweise: Isoflavone aus Soja können Frauen mit estrogensensitivem Brustkrebs und Endometriumkarzinom negativ beeinflussen
    • neue Forschung zeigt allerdings, dass diese keinen Effekt oder sogar einen schützenden Effekt bzgl. dieser Krebs-Arten ausüben
    • die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit konnte kein Risiko beim Konsum von isoflavonhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln bei peri- und postmenopausale Frauen feststellen

Es gibt also widersprüchliche Ergebnisse zu der Frage, ob Isoflavone genannte Krebsarten negativ beeinflussen.

Männer sollten keine Angst um ihren Testostern-Haushalt haben: unabhängig von Studiendauer und Dosis können weder Soja noch Isoflavone den Testosteron-, Östradiol und Östron-Niveau von Männern beeinflussen.

Nicht selten treten bei polyphenolhaltigen Hülsenfrüchten Blähungen auf. Diese Verdauungsstörung können Sie durch Einweichen oder Keimung reduzieren.

Polyphenole-Nahrungserzänzungsmittel besser als natürliche Lebensmittel?

Polyphenole in Nahrungserzänzungsmitteln unterliegen keinen natürlichen Schwankungen, sondern können optimal dosiert werden. Alles im Allen wird dieser Form des Konsums jedoch tendenziell abgeraten.

Vorsicht ist bei Polyphenol-Nahrungserzängungsmitteln geboten: diese enthalten einen deutlich höheren Polyphenol-Gehalt, als natürliche Lebensmittel. Außerdem enthalten die künstlichen Präparate nur isolierte Polyphenole und keine Begleitstoffe, so wie in Nahrungsmitteln. Die Wirkung isolierte Polyphenolverbindungen ist vermutlich nicht mit der natürlicher zu vergleichen.

Es besteht die Sorge, dass die Supplementation von Polyphenolen Menschen davon abhalten könnte, sich gesund zu ernähren. Statt vollwertiger Nahrung würden diese bevorzugt Nahrungserzängungsmitteln konsumieren. Außerdem können Polyphenole die Verdauung von Kohlenhydraten verlangsamen und Glukosespitzen verringern. Starke Glukosespitzen sind ein Risikofaktor für Diabetes. Nimmt man diesse nicht zusammen mit der Nahrungsaufnahme zu sich, dann entfällt dieser Effekt. Da Nahrungsmittel von Natur aus Polyphenole enthalten, kann dieser Effekt jedoch stets gewährleistet werden.

Nahrungserzängungsmittel mit Grüntee-Extrkat können hepatoxisch wirken, mit teils tödlichen Folgen. Auch sind Antioxidantien-Präparate nicht wirksam gegen Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Antioxidantien sollten primär in Form von natürlichen Lebensmitteln konsumiert werden und nicht als Tabletten oder Pillen.